Wie läuft ein Sokratisches Gespräch ab?

Warum sokratische Gespräche heute wichtig sind

Wann hast du das letzte Mal ein tiefes Gespräch geführt, das dich wirklich verändert hat?

Ein Gespräch, in dem nicht nur Meinungen ausgetauscht wurden. Sondern gemeinsam gedacht. In einer Zeit der schnellen Antworten und oberflächlichen Diskussionen wird das sokratische Gespräch zu etwas Kostbarem • für Wissenschaft, Coaching, Führung, persönliche Entwicklung.

Der sokratische Dialog. Seit über 2400 Jahren ein Werkzeug für Erkenntnis. Ob im sokratischen Gesprächskreis vor Ort oder beim sokratischen Gespräch online • diese antike Methode findet ihren Weg in die Moderne.

Hier erfährst du: Wie ein sokratisches Gespräch abläuft. Welche Erfahrungen dich erwarten. Und wie du selbst teilnehmen kannst.

Welche Begriffe werden noch dafür verwendet?

In diesem Artikel verwende ich die Begriffe Sokratisches Gespräch, Sokratischer Dialog und Sokratische Methode bedeutungsgleich, synonym. Darüber hinaus gibt es in der Literatur vielfältige Begriffe für diese Art von Gespräch.

  • sokratisches Gespräch
  • sokratischer Dialog
  • sokratische Methode
  • sokratische Hebammenkunst
  • Mäeutik
  • socratic dialogue (engl.)
  • διάλογος (dialogos, griechisch)
  • Elenktik

Wie läuft ein sokratisches Gespräch ab?

Das Kernprinzip: Gemeinsames Denken durch Fragen

„Ich weiß, dass ich nicht weiß.“
Häufig wird dieser berühmte Satz als „Ich weiß, dass ich nichts weiß“ wiedergegeben. Doch das trifft den ursprünglichen Gedanken nur ungenau.

Im griechischen Original sagt Sokrates:
„οὐδὲ οἶδα, ἀλλ᾽ οὐδὲ οἴομαι εἰδέναι.“
Übersetzt: „Ich weiß es nicht • aber ich bilde mir auch nicht ein, es zu wissen.“

Nicht das „Nichts“ steht im Zentrum, sondern die Haltung zum Nicht•Wissen.
Sokrates reklamiert keine Leere – sondern eine Ehrlichkeit:
Er verwechselt Ahnung nicht mit Erkenntnis. Und verweigert sich der Illusion von Gewissheit.

Dies ist mehr als philosophische Demut. Ein methodisches Haltungsprogramm für tiefe Gespräche. Ein sokratisches Gespräch beginnt nicht mit Antworten. Sondern mit der Bereitschaft, das eigene Wissen zu hinterfragen, sich dem Nicht-Wissen zu öffnen. Gemeinsam zu denken.

Die drei Säulen • ob online oder offline:

1. Fragend-prüfende Haltung
Annahmen werden erkundet. Nicht hingenommen.

2. Gemeinsame Erkenntnissuche
Miteinander denken im Dialog. Kein Gegeneinander.

3. Konkrete Erfahrung
Der Ausgangspunkt: Eigene Erlebnisse. Nicht abstrakte Theorien.

Von der Aporie zur Erkenntnis • Grundvoraussetzung für Erkenntnis

Aporie. Ein griechisches Wort für Ratlosigkeit.

Genau dieser Zustand ist das Ziel der ersten Phase. Erst wenn wir erkennen, dass unser vermeintliches Wissen wackelt • öffnet sich Raum für Neues.

Für Thesis-Schreiber: Aporie als Werkzeug qualitativer Forschung. Wenn Interviewpartner stocken, ihre Selbstverständlichkeiten hinterfragen • entstehen die wertvollsten Erkenntnisse.

Die Bedeutung von Elenktik

Die Gesprächsführung der sokratischen Methode wird Elenktik (griechisch élenchos, έλεγχος: Fragen, Prüfen, Widerlegen) genannt. Dieses methodische Verfahren soll den Wissenstand des Dialogpartners prüfen und ihm zu neuen Erkenntnissen führen. Platon bezeichnete dieses Verfahren als Reinigung der Seele in der Auflösung von Scheinwissen durch prüfendes Fragen (Sophistes 230d).

Manche bezeichnen diese Fragetechnik als eine naiv-zugewandte Fragetechnik. Als Beispiel ein Auszug aus dem Dialog den Menon, indem Sokrates sagt: „Auch mir selbst, Menon, geht es ebenso: ich teile die Armut in dieser Sache mit meinen Landsleuten und tadle mich genug darüber, daß ich gar nichts von der Tugend weiß. Wovon ich aber gar nicht weiß, was es ist, wie soll ich davon irgendeine besondere Beschaffenheit wissen?“

Als Beispiel ein Auszug aus dem Dialog den Menon, indem Sokrates sagt: „Auch mir selbst, Menon, geht es ebenso: ich teile die Armut in dieser Sache mit meinen Landsleuten und tadle mich genug darüber, daß ich gar nichts von der Tugend weiß. Wovon ich aber gar nicht weiß, was es ist, wie soll ich davon irgendeine besondere Beschaffenheit wissen?“

Einsatz in der Psychologie

In der Psychologie, kognitive Verhaltenstherapie findet der Sokratische Dialog durch sogenannte Disputationsfragen seine Anwendung. Diese sind:

  • empirische Disputation, aus der Erfahrung, aus der Beobachtung heraus
  • hedonistische Disputation, Fragen nach Nützlichkeit, nach dem Befinden
  • logische Disputation, Aufdeckung von Widersprüchen
  • originäre Disputation, Quelle des Gedankens hinterfragen

Mehr zu diesem Thema mit vielen Beispiele für Disputationsfragen in dem Video von Diplom Psychologin Franziska Luschas.

Drei Stufen von Sokratischen Gesprächen

Stufe 1: Der klassische sokratische Dialog • Tiefe Gespräche zu zweit

Kernmerkmale für deine sokratischer Dialog Erfahrung:

• Zwei-Personen-Gespräch (Sokrates und Gesprächspartner)
• Elenktik: Systematisches Widerlegen durch Fragen
• Ziel: Aufdeckung von Scheinwissen

Wie läuft ein klassisches sokratisches Gespräch ab:

1. Eine Grundfrage („Was ist Gerechtigkeit?“)
2. Der Partner gibt eine Definition
3. Fragen führen Widersprüche vor
4. Ratlosigkeit entsteht (Aporie)
5. Gemeinsame Suche nach besseren Antworten

Beispiel einer sokratischen Fragetechnik:

Partner: „Mut bedeutet, keine Angst zu haben.“
Sokrates: „Ist ein Soldat, der ohne Nachzudenken in die Schlacht rennt, mutig?“
Partner: „Ja, natürlich.“
Sokrates: „Und ein Soldat, der die Gefahren kennt, Angst verspürt, aber trotzdem kämpft?“
Partner: „Der ist auch mutig…“
Sokrates: „Aber du sagtest, Mut bedeute, keine Angst zu haben?“

Anwendung heute:

Coaching: Hinterfragen limitierender Glaubenssätze
Wissenschaft: Prüfung von Hypothesen und Vorannahmen
Selbstreflexion: Aufdeckung unbewusster Denkmuster

Stufe 2: Der sokratische Gesprächskreis nach Nelson/Heckmann

Weiterentwicklung für gemeinsames Denken in der Gruppe:

Im 20. Jahrhundert adaptierten Leonard Nelson und Gustav Heckmann die sokratische Methode. Für Gruppen. Systematisch strukturiert.

Kernmerkmale:

• Gruppengespräch (5-12 Teilnehmer)
• Gesprächsleiter als neutraler Begleiter
• Methodisches Vorgehen
• Fokus auf regressive Abstraktion

Die Nelson’schen Grundregeln:

1. Jeder vernunftbegabte Mensch kann teilnehmen
2. Alle sind gleichberechtigt in der Erkenntnissuche
3. Begründungspflicht für alle Aussagen
4. Ausgangspunkt: konkrete eigene Erfahrung
5. Wahrheitsorientierung statt Meinungsaustausch

Wie läuft ein sokratischer Gesprächskreis nach Nelson ab:

Phase 1: Erfahrungssammlung
Teilnehmer berichten konkrete Erlebnisse zur Fragestellung.

Phase 2: Vertiefung
Eine Erfahrung wird gemeinsam analysiert. Begriffe geklärt. Beobachtungen, Erklärungen und Bewertungen getrennt.

Phase 3: Abstraktion
Dahinterliegende Prinzipien werden herausgearbeitet. Gemeinsame Erkenntnisse formuliert.

Phase 4: Metagespräch
Reflexion über den Gesprächsprozess.

Rolle der Gesprächsleitung:

• Inhaltliche Zurückhaltung
• Strukturelle Führung
• Förderung der Beteiligung aller
• Visualisierung des „roten Fadens“

Anwendungsbereiche:

Weiterbildung: Entwicklung von Führungskompetenzen
Organisationsentwicklung: Werteklärung in Teams
Wissenschaft: Methodenreflexion in Forschungsgruppen

Praxis-Beispiel:

Eine Führungskraft möchte mit ihrem Team das Thema „Vertrauen“ bearbeiten. Statt über Vertrauen zu philosophieren – beginnt das Gespräch mit konkreten Erfahrungen: „Erzählen Sie von einer Situation, in der Sie jemandem vertraut haben.“ Aus diesen Geschichten entwickelt das Team gemeinsam ein Verständnis. Was Vertrauen für sie bedeutet. Wie es gelebt werden kann.

Stufe 3: Neuer Sokratischer Dialog online und offline – Der Ansatz fürs 21. Jahrhundert

Evolution für tiefe Gespräche im 21. Jahrhundert:

Moderne Weiterentwicklungen. Integration von Erkenntnissen aus Systemtheorie, Dialogkultur, Achtsamkeitspraxis.

Neue Elemente:

– Selbstorganisierte Gesprächsführung ohne Hierarchie
– Integration von Körperwahrnehmung und Emotionen
– Fokus auf Selbsterkenntnis und persönliche Resonanz
– Verbindung mit kontemplativen Traditionen

Charakteristische Merkmale:

Gleichrangigkeit: Alle Teilnehmer sind gleichzeitig Fragende und Antwortende
Prozessoffenheit: Der Gesprächsverlauf entwickelt sich organisch
Ganzheitlichkeit: Verstand, Gefühl und Körperwahrnehmung fließen ein
Eigenverantwortung: Jeder trägt Verantwortung für den Gesprächsprozess

Methodische Prinzipien:

Verlangsamung: Pausen und Stille werden als produktiv erlebt
Authentizität: Echte Begegnung statt Rollenspiel. Kein Ziel.
Emergenz: Erkenntnisse entstehen im gemeinsamen Raum
Nachhaltigkeit: Wirkung über das Gespräch hinaus

Anwendungsfelder für tiefe Gespräche:

Persönliche Entwicklung: Selbsterforschung und Sinnfindung
Konfliktbearbeitung: Tieferes Verstehen statt schnelle Lösungen
Innovation: Kreative Prozesse in Unternehmen
Therapie und Beratung: Ergänzung klassischer Methoden

Sokratische Dialoge im Vergleich

KriteriumKlassischNelson/HeckmannNeuer Sokratischer Dialog
ZielgruppePhilosophisch InteressierteLernende GruppenPersönlich Suchende
Setting1:1 oder kleine GruppeStrukturierte Gruppe1:1 oder Gruppe
LeitungErfahrener „Sokrates“Geschulter FacilitatorAuf Augenhöhe, Wegweiser
FokusBegriffsklärungErkenntnisgewinnSelbsterkenntnis
Zeitbedarf1–2 Stunden4–8 StundenAb 2 Stunden möglich
AnwendungCoaching, LehreTraining, OEEntwicklung, Resonanz

Kombinationsmöglichkeiten

Die drei Ansätze schließen sich nicht aus. Viele Praktiker kombinieren Elemente:

Wissenschaftlicher Kontext: Klassische Fragetechniken + Nelson’sche Struktur
• Organisationsentwicklung: Nelson’scher Rahmen + neue Dialog-Elemente
Persönliche Arbeit: Klassische Tiefe + moderne Selbstorganisation

Praktische Fragetechniken für tiefe Gespräche

Die sechs Grundtypen sokratischer Fragen für gemeinsames Denken

1. Klärungsfragen

• „Kannst du mir ein Beispiel dafür geben?“
• „Was meinst du genau mit…?“
• „Wie würdest du das jemandem erklären, der das nicht kennt?“

2. Annahmen-prüfende Fragen

• „Welche Voraussetzungen machst du dabei?“
• „Was müsste wahr sein, damit das stimmt?“
• „Ist das immer so oder gibt es Ausnahmen?“

3. Evidenz-erforschende Fragen

• „Woher weißt du das?“
• „Welche Beweise sprechen dafür/dagegen?“
• „Was wäre, wenn das Gegenteil wahr wäre?“

4. Perspektiven-erweiternde Fragen

• „Wie könnte jemand anderes das sehen?“
• „Gibt es alternative Erklärungen?“
• „Was würde X zu diesem Thema sagen?“

5. Konsequenz-erkundende Fragen

• „Was folgt aus dieser Annahme?“
• „Welche Auswirkungen hätte das?“
• „Was wären die Langzeitfolgen?“

6. Meta-Fragen

• „Warum ist diese Frage wichtig?“
• „Wie beeinflusst diese Frage unser Gespräch?“
• „Was lernen wir über unser Denken?“

Übung für Einsteiger:

Wähle ein Thema, das dich beschäftigt. Stelle dir selbst fünf Minuten lang nur Fragen dazu • ohne sie zu beantworten. Welche Fragen entstehen? Was passiert mit deiner Wahrnehmung des Themas?

Häufige Herausforderungen und wie du sie meisterst

„Das Gespräch kommt nicht in die Tiefe“

Ursache: Zu schnelles Springen zwischen Themen
Lösung: Verweilen bei einem Aspekt. „Lass uns da noch einen Moment bleiben…“

„Teilnehmer werden defensiv“

Ursache: Fragen werden als Angriff empfunden
Lösung: Neugierige statt prüfende Haltung. Gemeinsame Erkundung betonen.

„Ich weiß nicht, was ich fragen soll“

Ursache: Fokus auf „richtige“ Fragen statt authentisches Interesse
Lösung: Bei dem verweilen, was du wirklich nicht verstehst.

„Das Gespräch wird zu akademisch“

Ursache: Verlust des Bezugs zur konkreten Erfahrung
Lösung: Regelmäßig zur persönlichen Ebene zurückkehren.

Dein Weg zu tieferen Gesprächen

Für Einsteiger: Die ersten Schritte zu einem sokratischen Gespräch

1. Sokratischer Dialog Erfahrung sammeln: Besuche einen Neuen Sokratischen Gesprächskreis
2. Lesen: Beschäftige dich mit den Dialogen Platons
3. Üben: Beginne mit einfachen Klärungsfragen im Alltag für tiefe Gespräche
4. Reflektieren: Führe Gespräche über Gespräche

Für Fortgeschrittene: Vertiefung

1. Ausbildung: Absolviere eine Ausbildung zum Neuen Sokratischen Dialogbegleiter
2. Supervision: Lasse deine Gesprächsführung begleiten
3. Integration: Verbinde sokratische Elemente mit deiner Arbeit
4. Innovation: Entwickle eigene methodische Varianten

Für Profis: Meisterschaft

1. Lehren: Gib dein Wissen weiter
2. Forschen: Dokumentiere deine Erfahrungen
3. Vernetzen: Baue eine Praxis-Community auf
4. Weiterentwickeln: Trage zur Evolution der Methode bei

Zukunftsperspektiven: Wohin entwickelt sich der Sokratische Dialog?

Neuer Sokratische Dialog online: Digitale Möglichkeiten entdecken

• Online-Gesprächskreise ermöglichen globales gemeinsames Denken
• Hybride Formate verbinden Präsenz- und Online-Teilnahme
• Digitale Tools unterstützen die Visualisierung des Gesprächsverlaufs

Interdisziplinäre Integration

• Verbindung mit Neurowissenschaften
• Integration in therapeutische Settings
• Anwendung in der Konfliktmediation

Gesellschaftliche Relevanz

• Beitrag zur demokratischen Meinungsbildung
• Gegenwirkung zu Polarisierung und „Echo-Kammern“
• Förderung von Dialogkultur in Organisationen

Starte heute mit tiefen Gesprächen

Das sokratische Gespräch ist kein theoretisches Konstrukt. Sondern eine lebendige Praxis für gemeinsames Denken.

Ob du eine wissenschaftliche Arbeit schreibst, deine Beratungskompetenzen erweiterst oder persönlich wachsen möchtest • der Weg beginnt mit der ersten echten Frage.

Dein erster Schritt zu einem sokratischen Gespräch:
• Führe ein sokratisches Gespräch mit dir selbst zu einem Thema, das dich beschäftigt
• Stelle in deinem nächsten Meeting drei durchdachte Fragen für gemeinsames Denken
• Suche dir einen Partner für tiefe Gespräche oder einen sokratischen Gesprächskreis

Die Qualität unserer Fragen bestimmt die Qualität unseres Denkens.
Die Qualität unseres Denkens bestimmt die Qualität unseres Lebens.

Wenn andere dich hören • siehst du dich selbst.

Aus der Praxis

Ein offenes, neugieriges Gespräch wird zunehmend zur Seltenheit. Ein Gespräch, dass an wirklicher Selbsterkenntnis interessiert ist. Ein Gespräch, dass nicht durch dogmatische Positionen bestimmt wird. Indem wirkliche Begegnung gefördert und ermöglicht wird.

Über unsere Kultur, unsere Gesprächskultur ein Vortrag von Carolin Emcke zur Eröffnung der Ruhrtriennale 2016.

Zwei Auszüge aus dieser Rede von Carolin Emcke, welche die Bedeutung von guten Gesprächen in unserer Kultur treffend beschreiben:

„„Reden,“ schrieb Ingeborg Bachmann in einer ihrer Frankfurter Poetik-Vorlesungen, „Reden hieße: Sonden vorantreiben, die, sich am Weg reibend, die Sondierung herstellen.” Eine Sonde, das ist ein Gerät, mit dem es möglich ist, in entlegene Regionen oder in uneinsehbare Zonen zu schauen. Mit einer Sonde lässt sich etwas beobachten oder gar dingfest machen, auf das man sonst keinen Zugriff hätte. Ein Sonde dringt vor, wie ein verlängerter Arm oder wie ein wanderndes Auge, und entdeckt, was zuvor nicht zu ahnen oder verstehen war.
Das wäre schön, wenn das tatsächlich noch gelänge: langsam, mit der Sonde der Sprache, nachdenklich, auf Erkundung zu gehen, in die entlegensten Winkel der unverständlichen Phänomene der Wirklichkeit, in die unzugänglichen Zonen der Gesellschaft zu dringen – und nach und nach so die Realität abzusuchen nach Antworten auf die Fragen, die uns zurzeit vermutlich alle bedrängen.“

Von Sonden zu sondieren.

„Wann, so würde ich auch fragend sondieren wollen, ist ein offenes, neugieriges Gespräch, eines, das an Erkenntnis interessiert ist und nicht an wechselseitigen Vorwürfen und Verdächtigungen, eigentlich altmodisch oder unmöglich geworden? In der gegenwärtigen polarisierten Diskussions-Kultur scheint das kaum mehr möglich: dieses Reden, das noch tastend und suchend, sich bewegt, das Sonden vorantreibt, die, sich am Weg reibend, die Sondierung erst herstellt.“

Zusammenfassung

Wenn es um mehr als den Austausch von Meinungen gehen soll, sondern wirkliches gemeinsames Denken erwünscht ist, dann eignet sich der Sokratische Dialog / das Sokratische Gespräch 2.0 (nach Nelson) sehr gut als Ausgangspunkt dafür. Eine definierte Vorgehensweise unterstützt beim gemeinsamen Denken und fördert das selbsttätige Denken. Es gibt wenige Formate, die diese Art von Denken so strukturiert fördern. 

Die Weiterentwicklung zum Neuen Sokratischen Dialog durch Thomas Rehehäuser bringt dieses etablierte in 21. Jahrhundert und passt es den Anforderungen und Möglichkeiten der Gegenwart an.

Hast du Lust auf einen Neuen Sokratischen Dialog / ein Neues Sokratisches Gespräch? Hier findest du mehr über deine nächste Chance: Neuer Sokratischer Dialog

Wichtige Personen

  • Sokrates (470 – 399 vor unserer Zeitrechnung)
  • Platon (427 – 347 vor unserer Zeitrechnung), Schüler von Sokrates
  • Immanuel Kant (1724 – 1804)
  • Jakob Friedrich Fries (1773 – 1843)
  • Leonard Nelson (1882 – 1927), geistiger Schüler von Immanuel Kant und Jakob Friedrich Fries
  • Gustav Heckmann (1898 – 1996), Schüler von Leonard Nelson
  • Detlef Horster (1942), Schüler von Gustav Heckmann

Weiterführende Quellen

Erläuterungen zum Thema

  • Begriffsklärung und Abgrenzung, Auf Sowi-Online von Susanne Popp

Organisationen

Literatur

  • Heckmann, Gustav. 1981. Das sokratische Gespräch: Erfahrungen in philosophischen Hochschulseminaren. Hannover: Schroedel.
  • Stavemann, Harlich H. 2002. Sokratische Gesprächsführung in Therapie und Beratung: eine Anleitung für Psychotherapeuten, Berater und Seelsorger. 1. Aufl. Weinheim ; Basel ; Berlin: Beltz, PVU.
  • Horster, Detlef. 1994. Das Sokratische Gespräch in Theorie und Praxis. Opladen: Leske + Budrich.
  • Antic, Andreas. Das Sokratische Gespräch. fiph.JOURNAL Ausgabe Nr. 28, Oktober 2016. 36 – 37. Erfahrungsbericht aus dem fiph.JOURNAL
  • Birnbacher, Dieter und Dieter Kron. Das Sokratische Gespräch. Reclam. ISBN: 978-3-15-018230-7

Häufig gestellte Fragen • FAQs

Wie läuft ein Neuer Sokratischer Dialog ab?

Ein sokratisches Gespräch folgt einem strukturierten Ablauf: Es beginnt mit einer Ankommensphase, einer kurzen Vorstellungsrunde, der Erläuterung der Wegweiser. Jetzt startet die konkrete Fragestellung, auf die die Akteure mit persönlichen Erfahrungen antworten. In einer persönlichen und kollektiven Tiefe und Vielfalt, die nicht planbar ist. Am Ende folgt eine individuelle Sammlungsphase und ein kollektiver Abschluss.



Kann ich an einem Neuen Sokratischen Gespräch online teilnehmen?

Ja, sokratisches Gespräch online ist heute weit verbreitet und ebenso wirksam wie Präsenzformate. Sie eröffnen einen Austausch mit Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Entfernungen, die in Präsenz nicht möglich wären.



Welche Erfahrungen machen Menschen in einem sokratischen Dialog?

Typische sokratischer Dialog Erfahrungen umfassen: tiefere Selbsterkenntnis, Klarheit über eigene Werte und Überzeugungen, verbesserte Fragefähigkeiten und die Erfahrung echter Begegnung mit anderen. Viele Teilnehmer berichten, dass sie nach einem sokratischen Gesprächskreis bewusster und reflektierter kommunizieren.



Wo kann ich einen sokratischen Gesprächskreis finden?

Sokratische Gesprächskreise werden von verschiedenen Organisationen angeboten: der Philosophisch-Politischen Akademie, der Sokratischen Gesellschaft e.V. und dem Institut Neuer Sokratischer Dialog. Viele Volkshochschulen, Universitäten und private Anbieter führen ebenfalls regelmäßige Formate durch.



Wie kann ich lernen, tiefe Gespräche zu führen?

Tiefe Gespräche führen lernt man am besten durch praktische Erfahrung: Beginne mit sokratischen Fragetechniken im Alltag, besuche sokratische Gesprächskreise und übe gemeinsames Denken im Dialog. Zusätzlich helfen Grundlagenliteratur (Platon, Heckmann) und spezielle Ausbildungen zum Gesprächsleiter. Der wichtigste Schlüssel ist echte Neugier und die Bereitschaft, eigene Annahmen zu hinterfragen.

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